Sendet Microsoft personenbezogene Daten von Schulnutzern in die USA?
Aufgeschreckt durch eine Untersuchung in den Niederlanden, prüft der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich, ob die Microsoft-Software Office 365 Schweizer Datenschutzrecht verletzt. Die von der niederländischen Regierung in Auftrag gegebene Untersuchung von Datenschutz Experten fand heraus, dass die Office-Software ungewollt personenbezogene Daten erhebt und an Microsoft-Server in den USA übermittelt.
Laut dem Bericht verstösst der US-Konzern mit der Office-Software in verschiedener Hinsicht gegen die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Dazu zählt die illegale Speicherung von Metadaten und Inhalten, die im Falle von Behörden sogar geheimhaltungsbedürftiges Material betreffen können.
Der Zürcher Datenschützer Bruno Baeriswyl hat deshalb Microsoft aufgefordert, zu dokumentieren, um welche Datenkategorien es sich konkret handelt, welche Massnahmen zur Anonymisierung oder Pseudonymisierung dieser Daten getroffen werden und wie diese Datenbearbeitung den Kunden transparent gemacht wird.
Gemäss dem Nachrichtenmagazin watson.ch bestätigt der Datenschützer, dass die alarmierenden Erkenntnisse der niederländischen Untersuchung generell auch die Verwendung von Office 365 in der Schweiz betreffen. Dabei gehe es «um die Übermittlung von Diagnosedaten an Microsoft, die für den technischen Support der Anwendung Verwendung finden».
Dürfen Schulen Office 365 einsetzen?
Im September 2018 hat der Datenschutzbeauftragte des Kantons Zürich (DSB) einen Leitfaden veröffentlicht für den Einsatz von Office 365 im Bildungsbereich. Er richtet sich an Volksschulen, Schulen der Sekundarstufe 2 und Hochschulen.
Das Problem: In dem Leitfaden steht kein Wort zur problematischen Erfassung/Übermittlung von Telemetrie- und anderen Nutzerdaten an US-Server von Microsoft.
Auf die Frage von watson.ch, ob der Leitfaden infrage gestellt sei, antwortete Bruno Baeriswyl, dass seine Datenschutz-Fachstelle mit Microsoft Rahmenbedingungen für die Nutzung von Office 365 im Schulbereich ausgehandelt habe. Diese Bedingungen würden «nur für den Schulbereich gelten» und nicht allgemein. «Im Moment wissen wir nicht, wie weit diese Sachverhalte, die unsere Kollegen in den Niederlanden untersucht haben, auch für den Schulbereich relevant sind.»
Offenbar sind sie relevant, wie die Fachstelle nun bestätigt hat. Und der Ball liegt jetzt bei Microsoft. Microsoft verspricht die vollständige Kooperation mit dem Datenschützer.
An den Rahmenbedingungen zur Nutzung von Office 365 ändere sich im Moment nichts, schreibt Veronica Blattmann, Stellvertreterin des Zürcher Datenschützers an watson.ch
«Microsoft wird uns im ersten Quartal 2019 über das Resultat ihrer Abklärungen sowie allfällige erste Massnahmen informieren. Erst danach können wir beurteilen, ob diese Datenbearbeitungen datenschutzrechtskonform sind.»
Der Direktor von educa.ch, Toni Ritz, teilt mit: «Wir stehen dazu im Austausch mit Privatim und haben Microsoft um eine Stellungnahme gebeten. Sobald wir diese ausgewertet haben, werden wir über das weitere Vorgehen entscheiden.»
Fortsetzung folgt…
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